Gedanken zur Jahreslosung 2023:
„Du bist ein Gott,
der mich sieht.“
Genesis – 1. Buch Mose
Kapitel 16, Vers 13
Ursprünglich spricht diese Worte die Sklavin Hagar auf der Flucht vor ihrer Herrin Sarah. Seit Hagar von Abraham, dem Ehemann Sarahs schwanger geworden war, gibt es nur noch Streit zwischen den beiden Frauen. Schließlich sucht Hagar ihr Heil in der Flucht. An einer Wasserquelle in der Wüste trifft sie auf einen Engel, der ihr die Geburt ihres Sohnes ankündigt und dem sie den Namen „Ismael“ geben soll („Ismael" bedeutet „Gott hat erhört").
Doch scheinbar ist Hagar der Umstand, dass Gott sie dauerhaft sieht, noch wichtiger als die Tatsache, dass er ihren Hilferuf gehört hat. Ihr ist klargeworden, da ist ein Gott, der sein Augenmerk grundsätzlich auf mich richtet." Dabei geht es nicht um eine ständige, kontrollierende Beobachtung im Sinne von Georg Orwells „Big Brother is watching you!“, sondern vielmehr um ein fürsorgliches und seelsorgliches Gesehen-Werden.
Die rechtlose und gefährdete Flüchtlingsfrau Hagar erlebt sich in ihrer Begegnung mit Gott als wertgeschätzter und geliebter Mensch. Sie bekommt wieder Hoffnung und für sie öffnet sich eine neue Zukunft.
Auch wenn sie anschließend wieder zu Abraham und Sarah zurückkehrt, sind die Rahmenbedingungen für diese Dreiecksbeziehung entscheidend anders geworden. Hagar geht ihren weiteren Lebensweg aufgerichtet und mit Würde und weiß, dass Gott sie auch in Zukunft begleitet.
Liebe Schwestern und Brüder,
auch wenn wir in das neue Jahr 2023 mit Fragen und Unsicherheiten gehen, so dürfen auch wir sicher sein, dass wir einen Gott haben, der uns sieht - und das auf den Sonnenseiten des Lebens genauso „im finstern Tal‘“. Denn in Jesus Christus hat er uns versprochen: „Siehe, ich bin bei euch alle Tage bis ans Ende der Welt.
Ihr Pfarrer Michael Schaefer
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